Montag, 25. Februar 2019

Wer rastet, der rostet

Seit bestimmt fünf Jahren reite ich den Pedro jetzt schon nicht mehr voll, und er hat kontinuierlich abgebaut. Anfangs noch langsam und unauffällig, aber spätestens seit er mit einer Sehnenverletzung länger aus der Herde genommen war, konnte man dem "Verfall" zusehen. Er hat auch ein wenig zurückstecken müssen, da ich andere Pferde mitgeritten bin und dann kamen noch zwei Kinder dazu, und dann nach der Elternzeit auch wieder die Arbeit...

Lange Rede, kurzer Sinn: Das hat ihm nicht gut getan. Man hat es an den fehlenden Muskeln gesehen, an den traurigen Augen und nicht zuletzt *hüstel* an dem sehr ausladenden Bauch... (ok, auch hier fehlen schlicht die Bauchmuskeln). Ich beschloss dann, daran etwas zu ändern und wagte die Gratwanderung zwischen "zu viel" und "zu wenig".

Generell bin ich immer noch zu vorsichtig, aber ich bin mir sicher, jeder Schritt, den er tut, ist gut für seine Gelenke, seine Muskulatur und nicht zuletzt für seine Seele. Deswegen ein Appell an alle Rentnertier-Besitzer: Auch wenn sie nur noch bedingt reitbar sind, eure Pferde freuen sich über jede Abwechslung und der Körper dankt es euch, indem er noch ein wenig länger funktioniert!

Und damit euch das Ganze auch ein wenig Spaß macht, hier mal ein paar Anregungen, wie man auch im Gelände bei einem gemütlichen Spaziergang ein wenig gymnastizieren kann:


 Gerade aktuell liegen überall schöne Baumstämme herum, die man überqueren kann. Nehmt euch also unbedingt Kappzaum, Kurz-Longe oder langen Führstrick und eine Gerte mit (nein, nicht zum drüber hauen ;) kann ganz sinnvoll als verlängerter Arm dienen)

Wie fleißig er davor schon herantritt!

Dann, schon fast aus dem Bild, sieht man die schöne Hinterhand-Aktivität, bedingt durch den Baumstamm (der da schon längst überschritten ist, aber Pedro war schon immer übervorsichtig ;))



Weiter gehts dann bergauf / bergab. Auch hier ist er fleißig im Schritt mit der Hinterhand.

Schritt ist dabei übrigens - wenn fleißig vorwärts gegangen - sehr effektiv für den Muskelaufbau!








Wo es bergauf geht, geht´s auch wieder runter. Deswegen bin ich bei Pedro mit der Übung sehr sparsam. So wertvoll sie ist, bergab mag er einfach nur noch ungern gehen. Also immer auch die Mimik des Pferdes beobachten: Kräuseln sich die Lippen oder legt es die Ohren zurück? Schüttelt es unwirsch den Kopf oder bewegt es sich ganz einfach vorsichtiger und zurückhaltender? Dann ist in der Regel auch etwas. Pferde wollen uns nicht ärgern und sie können nicht reden. Sie zeigen uns auf ihre Weise, wenn etwas nicht passt. Und es ist unsere Verantwortung, es entsprechend zu deuten.


Trotzdem muss die andere Seite noch mal ran.* Gerade, wenn man nicht mehr viel mit den Pferden macht, ist ein Gleichmaß der Arbeit noch einmal doppelt so wichtig! Wenn ich rechts einmal den Berg hoch und wieder runter bin, dann mach ich das links rum auch noch mal. So wird er beidseitig gymnastiziert und gleichmäßig belastet. Man sieht auch hier, wie schön er mittritt und dank eines Baumstumpfs hat er sogar eine schöne Biegung ;)


Was man auch jederzeit sehr gut machen kann, ist übertreten lassen. Der unebene Boden stört dabei überhaupt nicht - im Gegenteil: die unterschiedlichen Boden-Beschaffenheiten stärken Muskeln, Sehnen und Bänder! (natürlich alles in Maßen... Löcher, rutschiger Matschboden etc. ist natürlich nicht empfehlenswert).






So wird die Rentner-Bespaßung zu einem echten Spaß für Pferd und Reiter! Und nebenbei tut ihr nicht nur eurem Pferd etwas Gutes - sondern auch eurem Körper :)

In diesem Sinne - bis zum nächsten Mal!

*man erkennt ja die Ausmaße des "Bergs". Wenn ein Pferd als Fluchttier so etwas nicht mehr schafft, dann muss man sich ganz andere Gedanken machen...